Dschungeltour im Amazonas

4 Tage / 3 Nächte

Der Amazonas war immer ein Sehnsuchtsziel.

Naja, ehrlich gesagt eher ein Fleck auf der Landkarte von dem ich wusste dass er existierte, von dem mich die Bilder von grünem Dschungel und farbenprächtigen Tieren begeistert haben und der einfach nur nach Abenteuer klang, von dem ich aber nie gedacht hätte dass man da so einfach hin kann.
Also so als normaler Mensch, der nicht Indiana Jones heißt oder als Biologe auf Forschungsreise geht.

Es war ein "boah stell dir vor wie cool das da sein muss"-Ort.

Irgendwann habe ich bei anderen Reisenden gesehen (travel bubble, hallo!), dass man durchaus einfach dahin kann. So als ganz normaler Mensch.

Jetzt war es ein Sehnsuchtsziel.

Und als wir beschlossen haben nach Peru zu reisen, wusste ich dass ich nicht nur die Standard-Süd-Ost-Route machen wollte.

Ich wollte in den Norden.

Ich wollte in den Amazonas.

Also haben wir ein 4 Tage/3 Nächte-Paket ab Iquitos gebucht.

Harley, unser privater Guide für die Zeit hat uns morgens um 10 Uhr am Hostel abgeholt.
Mit Mototaxis ging's zum Hafen, und mit einem kleinen Motorboot den Fluss entlang. Wir haben die Stelle passiert, in der der Nebenfluss in den Amazonas fließt. Und endlich waren wir auf dem legendären Amazonas.
Er war so schon echt riesig und wir waren nur in der Trockenzeit da (in einer ziemlich trockenen Trockenzeit). Normalerweise steht das Wasser gute 20m höher. Unglaublich, das kann ich mir kaum vorstellen. Wie beeindruckend das in der Regenzeit sein muss...

Auf dem Amazonas konnten wir auch Flussdelfine beobachten. Es waren richtig viele, wir wussten gar nicht wo wir hinschauen sollten. Nur mit dem Fotografieren hat es nicht so gut geklappt, die sind einfach richtig schnell, tauchen nur kurz auf und immer da wo man gerade NICHT mit der Kamera draufhält.
Wir haben sogar einen kurzen Blick auf einen pinken Flussdelfin erhascht!

Nach ca. 1,5h haben wir am anderen Ufer an einer kleinen Anlegestelle angelegt und sind mit einem Tuktuk 20-30min über die Landmasse gefahren. Dort wurde aktuell zwar eine Straße gebaut aber die Arbeiten waren noch nicht sehr weit fortgeschritten sodass wir über Trampelpfade fahren mussten was eine sehr holprige und abenteuerliche Angelegenheit war.

An einem Nebenfluss sind wir noch mal ein kleines Boot gestiegen und nach 10min kamen wir an der Lodge an.

Unser Zuhause mitten im Dschungel für die nächsten 4 Tage.

Wir waren die einzigen Gäste.

Um 13 Uhr gab's Mittagessen. Meine Tochter und ich haben übrigens immer etwas Vegetarisches bekommen (zwar nicht sehr abwechslungsreich über die Tage aber reichlich und ganz lecker), mein Mann hatte keine Einschränkungen genannt und alles mögliche bekommen - u.a. Kaiman.

Nach dem Mittagessen konnten wir unser Zimmer beziehen, eine Holzhütte mit offenen Fenstern, sodass man beim Schlafen die Dschungelgeräusche hören konnte.

Um 16 Uhr sind wir zu einer Bootstour aufgebrochen, die bis nach Einbruch der Dunkelheit andauerte. So konnten wir Tiere sowohl bei Tag als auch in der Dämmerung und bei Nacht beobachten.
Wir konnten ein paar Affen in der Ferne sehen, aber vor allem nach Einbruch der Dunkelheit gab es richtig viel zu sehen.
Wenn man eine Stirnlampe aufhat oder eine Taschenlampe auf Kopfhöhe hält kann man die reflektierenden Augen der Tiere sehen und sie so viel besser finden als tagsüber. Sollte man übrigens nicht testen, wenn man eine Spinnenphobie hat - es ist total krass wie viele davon überall sind, der ganze Boden glitzert förmlich vor reflektierenden Spinnenaugen!
Wir haben Kaimane, riesige Kröten, große Fledermäuse und sogar ein Capybara gesehen (aber nur einen kurzen Blick auf das Hinterteil werfen können als es geflüchtet ist, die sind sehr scheu). Schön waren auch die Glühwürmchen, die umhergeflogen sind.

Nach der Rückkehr in die Lodge gab es um 19 Uhr Abendessen und dann war der Tag für uns auch vorbei, denn am nächsten Morgen mussten wir früh raus.

Der 2. Tag begann um 5 Uhr morgens mit einer Bootstour zum Sonnenaufgang. Wir konnten hören wie die Stille der Nacht langsam in geschäftiges Vogelgezwitscher überging. Wir haben verschiedene Vogelarten beobachtet, unter anderem haben wir ein paar Papageien und Tukane im Vorbeifliegen gesehen. Und den Sonnenaufgang natürlich.

Um 8 Uhr gab es dann Frühstück in der Lodge (die Mortadella zum Frühstück wird hier vermutlich nicht als Fleisch angesehen, jedenfalls haben meine Tochter und ich auch immer welche bekommen 😅).

Nach dem Frühstück sind wir mit dem Boot ins Dorf nebenan gefahren, um das Rescue Center und die Monkey Island zu besuchen.
Im Rescue Center werden Wildtiere aufgenommen, die vom Schwarzmarkt, illegaler Haltung o.ä. gerettet wurden. Wenn möglich werden sie wieder ausgewildert. Wenn sie zu lange in Gefangenschaft waren ist das aber nicht mehr möglich, dann wird ihnen hier ein gutes Leben ermöglicht. Es ist nur ein kleines Rescue Center mit relativ wenigen Tieren, aber schön zu sehen, dass sie gut versorgt werden.

Auf dem Weg zu Monkey Island (liegt am Rand des Dorfes wo man hinlaufen kann, es ist nicht wirklich eine Insel) konnten wir eine große Echse im Baum entdecken und zwei winzig kleine Äffchen.

Monkey Island selbst ist auch ein Rescue Center, wo die Tiere nach einer Quarantäne-Zeit aber frei rumlaufen können. Es gab sogar zwei Ameisenbären.
Und der kleine Kerl auf dem Foto kam direkt auf mich zu, hat die Hände nach mir ausgestreckt und wollte auf den Arm genommen werden. Hat sich rausgestellt er war wohl hinter den Keksen im meinem Rucksack her ^^.

Im Anschluss ging es wieder zurück zur Lodge fürs Mittagessen.

Am Nachmittag haben wir einen kurzen Spaziergang durch den Dschungel gemacht um riesige Seerosen (Giant Lilypads) zu sehen.
Die Wasserpflanzen waren generell sehr faszinierend - stellenweise sind sie so dicht gewachsen, dass sie wie ein riesiger Teppich aussahen. Wenn man's nicht wüsste würde man nicht drauf kommen dass da Wasser drunter ist.

Nach dem Abendessen haben wir noch eine Nachtwanderung durch den Dschungel hinter der Lodge gemacht. So cool was man alles findet!
Neben Geckos, Taranteln und anderen Spinnen, Fröschen und einem Skorpion haben wir sogar Possums gesehen!

Meine Tochter hatte ich bei den Wanderungen durch den Dschungel übrigens immer in der Trage auf dem Rücken damit sie nichts anfasst oder von Schlangen im Gestrüpp am Wegesrand überrascht wird. Sie hat es im Großen und Ganzen gut mitgemacht und sich immer gefreut wenn es Tiere zu sehen gab.

Der 3. Tag bestand für uns wieder aus Wanderungen durch den Dschungel und Bootsfahrten. Wir hatten sogar ziemlich Glück und haben eine Schildkröte, 3 Capybaras, 2 Faultiere, Echsen, einen Kolibri und eine Eule gesehen. Das meiste davon aber zu weit weg oder zu schnell wieder verschwunden als dass sie es auf die Kamera geschafft hätten. Unterwegs hat unser Guide uns jede Menge über die Pflanzen und Tiere erzählt. Wusstet ihr, dass man Termiten auf der Haut zerreiben kann um einen natürlichen Mückenschutz zu erhalten? Ich auch nicht.

Der 4. Tag war unser Abreisetag. Zum Abschluss gab es nach dem Frühstück noch einen kurzen Spaziergang durch den Dschungel hinter der Lodge, den wir bislang nur bei Nacht gesehen hatten und nach einem frühen Mittagessen ging es wieder per Boot ins Tuktuk zurück nach Iquitos.

Und das war's - so ein tolles Erlebnis. Und der Fleck auf der Landkarte ist nicht mehr nur ein unbekanntes Sehnsuchtsziel sondern ein Ort den ich endlich gesehen habe ❤️.

Ich liebe es im Dschungel - selbst wenn man keine Tiere sieht (was die meiste Zeit der Fall ist), ist es eine tolle Erfahrung. Die Pflanzen, die Geräusche, die friedliche Stimmung. Die Spannung ob man was sieht, das Abenteuergefühl... Es ist großartig!

Und auch wenn es viel more of the same war (Bootstouren, Spaziergang durch den Dschungel tagsüber und nachts) hat es trotzdem nie den Reiz verloren. Je mehr man draußen ist desto höher ist die Wahrscheinlichkeit etwas zu sehen, es fühlt sich aufregend an und in der Natur zu sein ist generell einfach genau mein Ding.

Man kann auch noch andere Aktivitäten machen, unser Guide hat uns am Anfang gefragt was wir gerne machen möchten. Ich habe mich gegen Piranha-Fischen ausgesprochen ^^ man hätte auch ein indigenes Dorf besuchen können was wir auch prinzipiell interessant gefunden hätten aber wir sind kein Fan davon wenn das quasi extra eine Show für Touristen ist, das ist dann irgendwie wenig authentisch.

Ansonsten kann man auch im Amazonas "mit" Delfinen schwimmen (also halt da schwimmen wo die auch sind 😉) oder Kanufahren. Stand bei uns jetzt nicht auf dem Programm, haben es auch nicht erwähnt und hätten wir mit Kind vermutlich auch eher nicht so entspannt gefunden.

Infos:

Wir haben die Tour bei Jacamar Lodge Expeditions gemacht und ich kann sie wärmstens empfehlen. Wir haben über unsere Unterkunft in Iquitos gebucht, das Amazon Dream Hostel, Kosten waren für 2 Erwachsene und ein Kind 500 Soles pro Tag (nicht pro Nacht!) - 200 Soles für die Erwachsenen, 100 Soles für das Kind - insgesamt also 2000 Soles (ca. 486 Euro).
Wir haben eine Nacht vorher und zwei Nächte danach im Hostel übernachtet (unser Flug nach Lima ging erst zwei Tage später, deswegen sind wir noch so lange geblieben). Auf die Dschungeltour haben wir nur das nötigste Gepäck für 4 Tage eingepackt und den Rest im Hostel gelassen - das würde ich in jedem Fall empfehlen!
In dem Paket für die Dschungeltour ist alles inklusive - Transport, Übernachtungen, 3 Mahlzeiten, Gummistiefel für die Dauer des Aufenthalts und der Guide. Getränke von der Bar müssen extra bezahlt werden, Wasser kann man immer kostenlos nachfüllen.
Die Zimmer sind schlichte, etwas rustikale Hütten aber mit allem was man braucht. Die Dusche hat nur eine Temperatur, nämlich die aus dem Tank. Tagsüber ist es ziemlich warm, abends aber ziemlich kalt (kann man bei der Hitze gut mit leben, meine Tochter weigert sich aber unter kaltem Wasser zu duschen also ist es bei ihr bei der Katzenwäsche bzw. einer Zwischendusche am Nachmittag geblieben).
Elektrizität gibt's immer abends von 18-21 Uhr und im Haupthaus gibt es sogar Internet über Starlink (den ganzen Tag über, manchmal ist das Signal aber weg).